Herzlich willkommen beim Schachclub Heimbach-Weis/Neuwied e.V.


1. Mannschaft 22/23

                                                                                                           Die siegreiche 1. Mannschaft des Schachclubs Heimbach-Weis/Neuwied. Mannschaft der Saison 2022723:

                                                                                                                         von links nach rechts: hinten IM Lukas Winterberg, GM Jan Krejci, GM Tomas Kraus, GM Tomas Polak, Tim Ronge

                                                                                                                         vorne FM Dieter Puth, GM Leon Livaic, IM Sven Tica, Christian Fink


Brett Vorname Nachname DWZ
1 GM Leon Liviac 2567
2 IM Tomas Kraus 2474
3 IM Sven Tica 2422
4 FM Lukas Winterberg 2413
5 GM Jan Krejci 2495
6 GM Tomas Polak 2508
7 IM Kostiantyn Borsuk
8 Tim Ronge 2208

Berichte Saison 22/23 


 1. Runde:


Berichterstatter Lukas Winterberg


Am Samstag, dem 22.10.2022, startete die Saison 2022/23 in den vier verschiedenen Staffeln der 2.Bundesliga. Wie auch im Vorjahr spielen wir in der Weststaffel und sehen uns einem zum Teil starken Gegnerfeld ausgesetzt. Im Vergleich zur letzten Saison gibt es einige personelle Änderungen. GM Michalik hat uns verlassen, und spielt nun für einen Erstligaverein. Tomas Polak konnte dafür in IM Tomas Kraus einen durchaus spielstarken Ersatz akquirieren. Überdies verdanken wir Leon Zuwachs aus Kroatien. Sein Sekundant IM Sven Tica und IM Vladimir Bukal jr. gehen in dieser Saison ebenfalls für die Deichstädter an die Bretter. 


Nach einer langwierigen und schwierigen Planung waren wir bereit, unsere Gäste aus Solingen und Siegburg, sowie unseren Reisepartner, den SV Koblenz, in Neuwied (Engers) begrüßen zu dürfen. Samstag durften wir gegen einen der beiden Aufsteiger der Oberliga NRW, den SC Siegburg, antreten. Dass die Siegburger die Absicht hegten, ihrem Namen gerecht zu werden und kostbare Mannschaftspunkte aus Neuwied zu entführen, wurde beim Blick auf die Spielpaarungen schnell klar. Im Aufgebot waren vier Großmeister, ein IM und ein titelloser Spieler mit über 2300 Elo. Doch auch wir ließen unsere Muskeln spielen. Wir traten mit all unseren nominell gesetzten Spielern an, lediglich Kostiantyn wurde durch Ersatzmann Vladimir vertreten. Am Ende verlief das Match überraschend einseitig. Mit 6-2 bügelten wir die Mannen aus dem benachbarten NRW weg. Lediglich Tim musste die Segel streichen. Für Siege sorgten Leon an Brett 1, der mit Schwarz GM Kovchan (2478) in die Schranken wies; Tomas K., der an Brett 2 den ca. Elopunkte stärkeren GM Baklan (2578) in einer komplizierten Partie bezwang; Jan, der sich an IM Zavgorodniy (2410) schadlos halten konnte; Tomas P., der, an Brett 6 mit Weiß spielend, gegen Oliver Albrecht (2174) das bessere Ende für sich hatte und Vladimir, der sich an Brett 8 gegen Dr. Breest (1980) über einen gelungenen Einstand freuen durfte. Sven und Lukas steuerten an den Brettern 3 und 4 zwei unspektakuläre Remis gegen GM Hoffmann (2408) und GM Omelia (2441) bei. Unser Reisepartner Koblenz stellte ziemlich stark auf und trennte sich im Parallelmatch 4-4 von Solingen II.


Sonntag stand das Match gegen Solingen II, deren erste Mannschaft in der höchsten deutschen Liga spielt, an. Den Klingenstädtern gebricht es zwar an „Überfliegern“, über die viele andere Teams verfügen, dafür haben sie aber eine sehr ausgewogene Mannschaft mit 5 IM und 2 FM zu bieten, von denen einer bereits IM-Format hat. Dem zum Trotz waren wir nominell favorisiert, und nach dem 5-3 gegen Solingen II in der vergangenen Saison, auch guter Dinge. Die Aufgabe erwies sich letzten Endes dann als schwieriger als gedacht. Während sich der Berichterstatter, an Brett 4 mit Schwarz spielend, bereits nach der Eröffnung in Folge eines akuten Anfalls geistiger Umnachtung, in einer deprimierenden Stellung mit Minusbauer wiederfand, war nicht abzusehen, wo die Punkte herkommen sollten. Als Erstes beendete Sven an Brett 3 seine Weißpartie, der sich von IM Halvax (2432) friedlich trennte. Gemäß Sven behandelte sein Gegner die Eröffnung perfekt und gab ihm keine Chance auf Sieg zu spielen. Die zwei Remis sollten sein einziger Wermutstropfen an diesem Wochenende bleiben. Sven ist gut in der Mannschaft angekommen und „heiß“ auf mehr. Mir gelang es indes noch den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich nutzte das ungenaue Spiel der Anziehenden aus, um zurück in die Partie zu finden. In immer noch deutlich nachteiliger Stellung bot mir meine Gegnerin IM/WGM Gaponenko (2348) sodann völlig überraschend Remis an, das ich natürlich dankend annahm. Auch Jan kam Brett 5 gegen IM Dr. Schlecht (2373) nicht über einen halben Zähler hinaus. Als Nächstes beendete Vladimir an Brett 8 seine Partie gegen Idris Asadzade (2203) siegreich. Für ihn gestaltete sich sein erstes Wochenende in Diensten des SC Heimbach-Weis/Neuwied sehr erfolgreich. Die hinteren Brettern waren in den vergangenen Saisons häufig unsere Achillesferse. Das ändert sich natürlich, wenn ein 2411 Elopunkte schwerer IM an Brett 8 ordentlich aufräumt. Tim rehabilitierte sich nach der Pleite am Vortag, indem er nach offenbar wechselhaftem Partieverlauf, seinen Widersacher FM Berg (2313) unter Damenopfer in die Knie zwang. Auch Tomas P. trug, an Brett 6 mit den schwarzen Steinen spielend, aktiv zum Mannschaftserfolg bei. In der zweitlängsten Partie des Matches rang er seinen Kontrahenten IM Schäfer (2358) im Endspiel nieder. An den beiden Spitzenbrettern wurde mit harten Bandagen gekämpft. Leon schaffte es nach hartem Kampf den Widerstand von FM Roseneck (2414) zu brechen. Erzählungen zufolge gab er den Gewinn zwar wiederholt aus der Hand, doch erwiderte sein Gegner die Geschenke stets und stellte die Partie Mal um Mal auf's Neue ein. Insider wissen, dass Leon immer wieder für eigentümliche Ergebnisse gut ist, die nicht so recht zum Partieverlauf passen wollen :). An Brett 2 konnte unser Neuzugang Tomas K. nach der Heldentat des Vortags leider nicht länger auf der Welle des Erfolgs reiten und musste sich nach zäher Verteidigung letzten Endes IM Wegerle (2411) beugen. Am Ende steht ein glücklicher 5,5-2,5 Erfolg, der, wenn man die Partieverläufe würdigt, in dieser Höhe etwas unverdient ist. Aber wie heißt es doch so schön im Fußball? Hinterher fragt niemand mehr, wie die Tore gefallen sind. Im Parallelmatch bekam unser Reisepartner Koblenz eine ordentliche 6-2 Klatsche. 


Nach zwei Spieltagen stehen wir nun an der Tabellenspitze und werden natürlich versuchen, die Poleposition beizubehalten, wenn uns die Bretter, die die Welt bedeuten Ende November nach Oberursel tragen, wo wir es mit Aufsteiger Oberursel und dem SF Neuberg zu tun bekommen werden. 



2. Runde - 26. und 27.11.2022


Berichterstatter Lukas Winterberg


Am Samstag, den 26.11.2022, stand der für uns dritte Spieltag der Saison 2022/23 in der 2. Bundesliga West an. Der Spielplan diktierte, dass wir Samstag gegen Gastgeber Oberursel und tags darauf gegen die Schachfreunde Neuberg antreten mussten. Unsere Aufstellung war identisch zu den ersten beiden Runden, was uns nominell zum klaren Favoriten in beiden Begegnungen machte. Aber wie heißt es doch so schön im Fußball? „Geld schießt keine Tore“. Ebenso wenig gewinnt Elo im Schach Partien, weshalb wir unsere Aufgabe nicht auf die leichte Schulter nahmen und konzentriert, aber entschlossen, zur Tat schritten. 


Während unsere Tschechen und Kroaten, die das Wochenende über in Frankfurt am Main residierten, bereits am Freitag anreisten, begann für Tim und mich der Wochenendtrip Samstagmorgen. Wie der Zufall es wollte, trafen alle Spieler, sowie unser Vorsitzender Christian, 

der sich als moralischer Supporter und Schlachtenbummler auf die Reise gemacht hatte, zeitgleich in Oberursel ein. Das war auf jeden Fall schon mal eine gelungene Teamleistung, sollte das ein gutes Omen gewesen sein? 


In der Burgwiesenhalle, die als Austragungsort diente, fiel zunächst die bittere Kälte auf. Die Stadt Oberursel verbot dem Ausrichter offenbar, von der Heizung Gebrauch zu machen. Das ist bei den derzeitigen Energiepreisen zwar irgendwo verständlich, allerdings unzumutbar bei einer Sportveranstaltung der 2. Bundesliga. Die Spielbedingungen waren daher leider ziemlich schlecht, die meisten Spieler saßen in dicken Winterjacken am Brett, während ich Frostbeule ohne zu übertreiben, die halbe Partie lang, am ganzen Körper zitternd, am Brett verharrte. 


Die Ereignisse des ersten Tages lassen sich kurz uns knapp zusammenfassen. Die Normalsterblichen konnten ihre Partien gewinnen, die Herren GM remisierten allesamt. Das bedeutete eine saftige 6,5-1,5 Klatsche für den Aufsteiger der Oberliga Ost B, der sich seinen 

Einstand in der 2. BL wohl etwas anders vorgestellt hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes eine kalte Dusche. Ok, ich hör ja schon auf... Das klare Ergebnis ist auch in dieser Höhe verdient. Wir dominierten die Partien, lediglich Leon musste an Brett 1 gegen IM Heinz (2433) eine nachteilige Stellung umsichtig zum Remis führen. Mir gelang es, FM Akbarinia (2386) in einer ganz ordentlich geführten Partie mit den schwarzen Steinen, auf taktischem Wege zu demontieren. Nach der Partie wurden wir dann im Rahmen der Anti-Cheating-Maßnahmen mit einem Metalldetektor abgetastet und auf elektronische Geräte untersucht. Die Auswahl für diese Maßnahme erfolgt stichprobenartig 

und zufällig. Im Parallelmatch siegte unser Reisepartner Koblenz, der neben dicker Kleidung auch zwei Großmeister im Gepäck hatte, souverän mit 5,5-2,5. 


Nach dem erfolgreichen Tag waren (fast) alle bester Laune und bereit, den Neubergern rund um Familie Lubbe entgegenzutreten. Neuberg, auf dem Papier deutlich schwächer als wir, sollte sich jedoch als harte Nuss erweisen, die in keinster Wege die Absicht hegte, sich willfährig ihrer Underdogrolle zu fügen. Auf eine Vorbereitung musste ich leider verzichten, da ich in der Unterkunft keinen Handyempfang hatte. Wie sich herausstellte, bedurfte es aber auch keiner Vorbereitung, da mein Gegner Christian Künstler (2267) eine Variante wählte, die ich mühelos aus dem Gedächtnis reproduzieren konnte. Ich war zwar die ganze Partie lang am Drücker, sowohl auf dem Brett als auch auf der Uhr, doch leistete mein Widersacher harte Gegenwehr. Ich ließ unterwegs eine gute Chance aus, wonach der Vorteil quasi weg war. Auch eine halbstündige Denkpause änderte daran nichts. Letzten Endes profitierte ich vom fragwürdigen Zeitmanagements meines Gegners, der am Ende, in inzwischen für ihn objektiv verlorener, wenn auch nicht ganz trivial zu gewinnender Stellung, dem Inkrement zum Trotze, die Bedenkzeit überschritt. Tim und Leon erwischten leider keinen Sahnetag. Während Tim gegen den nominell deutlich schwächeren 

Emil Eull (1934) zum Teil uncharakteristisch schlechte Entscheidungen traf, die zum verdienten Partieverlust führten, hatte Leon gegen den in letzter Zeit sehr stark aufspielenden IM Lubbe (2486) das Nachsehen. Als einer der Köpfe hinter dem Projekt „Chessemy“ profitiert Nikolas u.a. von Veröffentlichungen des Mitwirkenden GM Buhmann. 


Mit dessen Analysen in Eröffnungsfragen vermag es Nikolas, eine seiner bisher größten Schwächen, sein Eröffnungsrepertoire, abzulegen. Das macht ihn gefährlicher denn je. Es ist davon auszugehen, dass er bald Großmeisterwürden erlangen wird. Die Rache für Leon an Familie Lubbe erfolgte dann in Person von Leons Sekundanten Sven, der Nikolas Ehefrau WGM Melanie Lubbe (2314) mit Schwarz besiegte. Auf jeden Fall eine gute Idee für ein Tag-Team-Match :). Bei Sven und mir lässt sich ergebnistechnisch bisher größte Einigkeit feststellen. Wenn er remisiert, tue ich es ihm gleich. Gewinnt er, so hole auch ich den vollen Punkt. Wir haben uns darauf verständigt, ab jetzt einfach beide alle Partien zu gewinnen, und diesen diabolischen Pakt per Handschlag besiegelt. Unsere tschechische Zentralachse, bestehend aus Jan und Tomas P., verschaffte uns zwei volle Punkte. Während Jan verhältnismäßig früh fertig war, musste Tomas P. in der längsten Partie des Matches gegen Hendrik Schaffer (2220) hart um den Sieg kämpfen. Wie bereits gesagt, erwiesen sich die Neuberger als sehr zäh und an vielen Brettern auch als deutlich zu niedrig in ihrer Elo-Zahl bewertet. Abgerundet wurde die Begegnung durch zwei Remis, die Tomas K. an Brett 2 gegen FM Bethke (2373) und Vladimir an Brett 8 gegen Adam-Kristof Baranyai-Molnar (1838) erwirtschafteten. Trotz knapp 600 Ratingpunkten Vorteil und des Vorzugs der weißen Steine musste Vladimir am Ende sogar um das Remis kämpfen, was abermals das Talent und Potential der jungen Neuberger Mannschaft zeigt. 


Am Ende steht ein hart umkämpfter, glücklicher 5-3 Erfolg in einem Match auf Augenhöhe, in dem zwischenzeitlich auch ein 4-4 im Bereich des Möglichen gelegen hat. Koblenz setzte sich im Parallelmatch ebenfalls etwas glücklich mit 4,5-3,5 durch. Unter'm Strich siegt Rheinland-Pfalz damit 4-0 gegen Hessen. 


An diesem, für uns sehr erfolgreichen, Wochenende konnten wir die Tabellenführung vorerst zementieren und gehen zufrieden in die Winterpause. Das nächste Match steht erst Anfang Februar auf heimischer Bühne gegen Reisepartner Koblenz an. Die Stimmung war an diesem Wochenende sehr gut, was nicht zuletzt an Sven und Vladimir liegt, die sich bereits super eingelebt haben, und perfekt in die Mannschaft passen.


Mir gelang es indes nach knapp 6 Jahren endlich wieder über 2400 Elo zu kommen. Dies stimmt mich, in Kombination mit halbwegs vernünftiger Qualität der Partien, der guten individuellen Punkteausbeute und den makellosen Mannschaftserfolgen, rundum 

zufrieden. Und das passiert nicht häufig :). Auch meine Chancen auf meine letzte IM-Norm erfuhren Aufschwung. Hoffentlich können wir im neuen Jahr an diese Erfolge anknüpfen.


                                        Ergebnisbericht von FM Lukas Winterberg aus der 6. Runde in der 2. Bundesliga West

                                                                                   Heimbach-Weis - Neuwied – SV Koblenz


Am Wochenende standen die fünfte und sechste Runde der Saison 2022/23 an. Gemäß Spielplan waren wir Samstag mit Aussetzen an der Reihe und durften Sonntag unseren Reisepartner Koblenz in Heimbach-Weis empfangen. Das Lokalderby, bei dem neben der ganz normalen sportlichen Rivalität natürlich auch immer um Ruhm und Ehre geht, versprach bereits im Vorfeld einiges an Spannung. In der letzten Saison brachten es die Schängel zuwege, uns mit 5,5-2,5 von den Brettern zu fegen. Am Ende des Tages lautete die ernüchternde Brettbilanz: fünf Remis und drei Verluste. Heißt, die Großstädter hatten noch einen im Salz liegen, zudem waren wir erpicht, unsere alleinige Tabellenführung zu verteidigen. Dieses Begehr manifestierte sich in unserer Aufstellung. Die einzige Änderung zu den letzten Runden stellte Yuri an Brett 8 dar, der Vladimir würdig vertrat. Für mich etwas überraschend war das „abgespeckte“ Aufgebot unserer Widersacher. Ich rechnete im Vorfeld fest mit mindestens zwei GMs, doch wie sich letzten Endes herausstellten sollte, reiste Koblenz gänzlich ohne höchste schachliche Würdenträger an. Einerseits war das gut, da es uns nominell zum klaren Favorit machte, andererseits führte es dazu, dass wir uns allesamt auf die falschen Gegner vorbereiteten.


Nachdem das Match gestartet hatte, zeichnete sich schnell ab, dass unserer nominellen Überlegenheit zum Trotze, ein harter Kampf bevorstand. Tomas Kraus vermochte es an Brett 2 nicht, seinen Anzugsvorteil zu einer Initiative zu verdichten und kam gegen den grundsoliden (und in meinen Augen deutlich unterbewerteten) IM Seul (2350) nicht über ein Remis heraus. Auch Jan Krejci konnte an Brett 5 trotz fast 300 Ratingpunkten Differenz keinen vollen Punkt gegen FM Wolf (2232) einfahren. Beim Zwischenstand von 1-1 endeten als nächstes die Partien an den Brettern 7 und 8. Yuri Boidman gewann am letzten Brett gegen Henrik Petersen (2133). Schilderungen von Augenzeugen und Kiebitzen zufolge, hatte er aber zwischenzeitlich offenbar mit einigen Problemen zu kämpfen. Aber egal, Punkt ist Punkt. An Brett 7 lief es indes weniger erfreulich. Tim Ronge musste gegen die Koblenzer Punktemaschine FM Steinacker (2273) erneut eine Niederlage quittieren. Seine dritte Schwarznull in dieser Saison war das Resultat einer ambitionierten Partieanlage, bei der er sich leider verzettelt hatte. 2-2.


Anschließend beendete ich meine Partie. Ich stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass ich offenbar sehr wenig von Schach verstehe. Die halbe Partie über versuchte ich das scheinbar (!) strategisch anrüchige Spiel meines Gegners IM Doncevic (2222) zu bestrafen. Dies gelang mir allerdings nicht, und das, wie sich bei nachträglicher Analyse herausstellte, auch aus gutem Grund. Konkret war die Partieanlage des Koblenzer Veteranen nämlich völlig korrekt und nicht zu widerlegen. Und Schach ist nun mal ein konkretes Spiel. Da es im Match Spitz auf Knopf stand, versuchte ich mir die horrende Zeitnot meines Gegner zu Nutze zu machen und begann in bester Zockermanier Risiken einzugehen. Objektiv erreichte ich zwar zu keiner Zeit Vorteil, doch führte mein Druck gegen den offenen gegnerischen König dazu, dass mein Kontrahent im 32. Zug die Bedenkzeit überschritt. Sven Tica erreichte an Brett 3 gegen IM Hammes (2343) aus der Eröffnung heraus eine angenehme Stellung. Ich hätte die Stellung jedenfalls lieber mit Schwarz gespielt. Es wurde lange gekämpft, doch gelang es Sven nicht, mehr als ein Remis rauszuholen. Leon Livaic überzeugte mal wieder auf ganzer Linie und konnte seine Schwarzpartie am Spitzenbrett ohne Vorbereitung gegen IM Wiedenkeller (2431) souverän gewinnen. Damit war das Match bereits in trockenen Tüchern. Den Schlossakkord setzte Tomas Polak, der sich nach scharfem Partieverlauf friedlich von FM Stewart (2236) trennte. Zufrieden wird er damit ob der großen Ratingdifferenz wohl kaum sein, doch auch ein halber Brettpunkt hilft der Mannschaft. Und davon abgesehen hatten die meisten von uns heute keinen Anlass, zufrieden mit ihrem Spiel zu sein – definitiv einer unserer schlechteren Tage. Am Ende steht ein 5-3 Erfolg und die alleinige Tabellenführung.


In drei Wochen geht es bereits weiter, wenn wir in Koblenz auf unsere beiden direkten Verfolger Aachen und Porz treffen. Es bleibt spannend!


                        Ergebnisbericht von FM Lukas Winterberg über die 7. und 8. Runden in Saison 2022/2023  in der 2. Bundesliga West

                                                                                                                            25. und 26. Februar 2023


Am Wochenende standen die Runden 7 und 8 an, die im benachbarten Koblenz ausgetragen wurden. Bereits im letzten Jahr richteten die Schängel die Runden 7 und 8 am gleichen Ort aus.  Waren in der letzten Saison Solingen und Dortmund zu Gast, machten diesmal mit Aachen und Porz zwei andere Mannschaften aus NRW ihre Aufwartung.


Der Spielplan diktierte, dass wir Samstag gegen die lebende Legende der 2.BL West, die seit Jahr und Tag aufstiegsunwillige SG Porz antreten mussten, während sich die Gastgeber des Aachener SV annahmen. Ohne zu viel vorwegzunehmen, es sollte ein ereignisreicher Tag werden! GM Leon Liviac trennte sich am Spitzenbrett friedlich von GM Lutz (2527). Mit den schwarzen Steinen spielend überspielte er seinen Gegner peu à peu, versäumte es aber leider seine gewonnene Stellung in einen vollen Punkt zu konvertieren. Warum ihm dieses Malheur zum Ziel einiger Neckereien machte, wird sich im Folgenden erschließen. IM Tomas Kraus' Weißaufschlag am zweiten Brett entpuppte sich als hinreichend hart. Sein Kontrahent IM Xu (2450) kämpfte meiner Einschätzung nach bereits in der Eröffnung mit Problemen, die er schlussendlich nicht mehr zu lösen vermochte. Ein souveräner Sieg unserer Nummer 2. Weniger rund lief es unterdessen bei FM Lukas Winterberg an Brett 4. Gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, lief meine Vorbereitung ins Leere. Außer Stande sich hingebungsvoll der Variantenberechnung hinzugeben, spielte ich die ersten zwei Stunden lang im Blitztempo und verließ mich auf meine Intuition. Dies brachte mir neben einer zweischneidigen Stellung auch einen nennenswerten Zeitvorteil ein. Im Folgenden zeitigte meine schlechte Tagesform jedoch Probleme. Schlechte Entscheidungen treffend, geriet ich ins Hintertreffen. Doch konnte ich mir sodann abermals die gegnerische Zeitnot zu Nutze machen und letztens Enden eine wechselhafte Partie gegen FM A. Suvorov (2345) gewinnen. Unsere tschechische Zentralachse rund um GM Jan Krejci und GM Tomas Polak wusste zu überzeugen. Jan gewann ein harmlos anmutendes Endspiel gegen FM L. Suvorov (2294). Großmeisterliche Technik rundete den verbrauchten Tag für die Suvorov-Zwillinge ab. Bei GM Tomas Polak sah es, sofern ich es beurteilen kann, nach der Eröffnung sehr gut aus, war er doch eines Mehrbauern teilhaftig. Als er dessen verlustig ging, wähnte ich seinen Gegner FM Pauly (2308) dem Ausgleich nahe. Doch zog Tomas im weiteren Partieverlauf die Daumenschrauben an, installierte eine Figur im gegnerischen Lager und gewann souverän. IM Sven Tica schaffte es, sich an Brett 3 den Skalp von GM Rotstein (2460) an seinen Gürtel zuheften. In einer von Weiß schwach vorgetragenen Partie zeigte er keine Blöße und gewann ohne größere Abenteuer. Starke Leistung! Als dann auch noch IM Klaus-Jürgen Schulz sein Damenendspiel gegen den auf Lichess wegen Betrugs gesperrten FM Marcziter (2235) siegreich gestaltete und IM Vladimir Bukal seine schon seit langer Zeit gewonnene Stellung gegen Ramil Sabirov (2112) eintüten konnte, war abschließend klar: Es war der Tag der Porzer nicht. Mit einem historischen 7,5-0,5 wurde das Urgestein der 2. BL West von den Brettern gefegt. Frontmann Leon musste sich ob seiner Friedfertigkeit ein paar Sticheleien vom Pöbel gefallen lassen, welche er in Anbetracht des überwältigenden Gesamtergebnisses aber mit Humor nehmen konnte. Parallel siegte unser Reisepartner Koblenzer überzeugend mit 6-2.


Nach dem erfolgreichen Tag waren verständlicherweise alle bester Laune. Es war klar, dass man am Folgetag schwerlich noch einen draufsetzen konnte. Gewinnen wollten wir trotzdem, nominell favorisiert waren wir zudem auch.


Ich war ausnahmsweise der Erste, der seine Partie beendete. Erneut lief meine Vorbereitung – anders als die meines Gegners IM Lemmers (2355) – ins Leere. Glücklicherweise konnte ich eine scharfe, sehr konkrete Theorievariante, die mir 2019 auf der Dt. Meisterschaft eine Niederlage einbrachte, korrekt aus dem Gedächtnis rufen. Nachdem ich die Hausaufgabenüberprüfung tadelfrei bestanden hatte, endete die Partie im Dauerschach. Dabei war kurios, dass die im 23. Zug eingeleitete Remisschaukel erst nach dem 30. Zug in der Punkteteilung mündete. Mein Gegner gab zu verstehen, dass er gerne 30 Züge spielen möchte. Wie sich nach der Partie herausstellte, hätte er bei einem Remis vor dem 30. Zug das Mannschaftsessen zahlen müssen. Dass ich, zum Leidwesen seiner Mannschaftskollegen, nicht auf 3-fache Stellungswiederholung reklamierte, freute ihn sichtlich. Leon gelang es indessen leider nicht, IM Seel (2483) in die Knie zu zwingen. Trotz seines Anzugsvorteils und geglückter Vorbereitung stand er nach der Eröffnung gemäß eigener Aussage schlechter und musste sich am Ende mit Remis begnügen. Sven ereilte seine erste Niederlage. Er geriet gegen den starken IM Vandenbussche (2442) mehr und mehr unter Druck und konnte seine Probleme am Ende nicht mehr lösen. Eine sehr starke Darbietung des Belgiers, schade für uns, besonders für Sven. Tomas Kraus' konnte seine Schwarzpartie gegen IM Koch (2436) ziemlich solide zum Remis führen. In einem Endspiel mit Minusbauer befand er sich aufgrund verschiedenfarbiger Läufer nie ernsthaft in Verlustgefahr. Jan gewährte wie bereits am Vortag Einblicke in seine Endspieltechnik. In einem Turmendspiel mit Mehrbauer rang er IM Sonntag (2295) nieder. Klaus-Jürgen Schulz krankte am vorletzten Brett nicht nur an seinem Zeitmanagement, sondern auch an einem nicht unerheblichen Übersehen. Dass er seine Partie gegen FM Meessen (2178) zum Remis führen konnte, darf man in Anbetracht der Umstände als Erfolg werten. Vladimir gewann an Brett 8, auch er durfte seine Kenntnisse in Turmendspielen zur Anwendung bringen. Am Ende musste FM Huesmann (2132) die Hände heben. Leider Gottes musste sich Tomas Polak seinem Widersacher IM Coenen (2267) geschlagen geben. Schon früh verlor er einen Bauern, der Nachteil hielt sich aber aufgrund des Blockadefeldes d5 in Grenzen. Im Folgenden wurde er aber Stück für Stück überspielt. Irgendwann fiel noch ein zweiter Bauer und nach weiterem Kampf musste er schließlich die Waffen strecken. Endergebnis: 4-4.


Zum ersten Mal müssen wir in dieser Saison die Erfahrung machen, nicht zu gewinnen. Unter'm Strich sind wir mit dem Ergebnis aber gut bedient. An manchen Brettern ging der Trend nämlich in eine unvorteilhafte Richtung. Parallel verlor Koblenz knapp mit 4,5-3,5 gegen Porz. 


In drei Wochen stehen die letzten beiden Runden an. Gespielt wird gegen unseren direkten Verfolger Düsseldorf, sowie gegen den zukünftigten Absteiger Mülheim Nord II. Das Interessante an der Tabellenkonstellation ist, dass das Match gegen Düsseldorf praktisch keine Bedeutung hat, solange wir Mülheim schlagen. Aufgrund von 9 Brettpunkten Vorsprung können wir uns theoretisch sogar eine hohe Niederlage gegen Düsseldorf erlauben. Die Meisterschaft ist zum Greifen nah. Auch für meine dritte und letzte IM-Norm stehen die Aktien gut. Ich brauche aus den letzten beiden Partien mit ziemlicher Sicherheit nur noch einen halben Punkt. Das sollte machbar sein, aber wir werden sehen.



                                Der Schachclub Heimbach-Weis/Neuwied macht den Aufstieg in die 1. Bundesliga perfekt!

                                                         Abschlussbericht der Saison 2022-22023 von Christian Fink


Lukas Winterberg wird mit toller Saisonleistung Internationaler Meister (IM)


Die Deichstädter schaffen in seiner fast 100 jährigen Vereinsgeschichte Historisches. Zum einen stiegt die Mannschaft am vergangenen Wochenende nach einer herausragenden Saisonleistung zum ersten Mal verdient in die 1. Bundesliga auf. Um diesen Erfolg zu vergleichen ist es beispielsweise in der Spielklassen Einteilung ähnlich wie im Fussball, hier gibt es von der ersten bis zur letzten Klasse insgesamt je nach Landesverband 10 Spielklassen und mehr. 


Zum Spieltag am 25. März:

Die letzte Doppelrunde des Jahres fand im Schachleistungszentrum der Schachfreunde Mülheim an der Ruhr statt. Im ersten Spiel ging es für die Neuwieder gegen den direkten Konkurrenten aus Düsseldorf. Die Landeshauptstädter aus Nordrhein-Westfalens , auf Platz 2 der Tabelle liegend, spielten in der vergangenen Saison noch im Oberhaus und wollten nun den direkten Wiederaufstieg schaffen. Während des Saisonverlaufs in der 2. Bundesliga West büßten die Düsseldorfer jedoch schon 3 Mannschaftspunkte ein und lagen folgerichtig 2 Mannschaftspunkte hinter dem SC Heimbach-Weis/Neuwied. Die Brettpunkte sind bei Punkegleichheit der Mannschaftspunkte ebenfalls entscheidend, hier hatten die Deichstädter ein beruhigendes Polster auf den Konkurrenten aus Düsseldorf von 9,5 Brettpunkten, denn es sind maximal pro Wettkampftag 8 Brettpunkte zu vergeben. Es entwickelte sich ein enger Kampf. FM Lukas Winterberg spielte eine Wahnsinnspartie inkl. Damenopfer, jedoch fand er in komplexer Position nicht die beste Fortsetzung. Folglich nutze dies sein Gegner, Großmeister (GM) Levin, aus und gewann am Ende glücklich. Am Spitzenbrett der unserer Mannschaft spielte GM Leon Livaic gegen GM Agrest aus Schweden. GM Livaic konnte seinen Angriff am Königsflügel im weiter verstärken, sodass sein Gegner irgendwann nur noch die Aufgabe übrigblieb. An Brett 2 und 3 remisierten die internationalen Meister der Neuwieder, IM T. Kraus und IM S. Tica sehr beachtlich gegen die beiden Großmeister A. Berelowitsch und A. Orlov. Die beiden Großmeister J. Krejci und T. Polak konnten ihre durchaus besseren Positionen nicht in ein Sieg umwandeln, sie teilten sich ebenfalls die Punkte gegen M.Jogstad und F.de Gleria. An Brett 7 spielte, das für den Schachsport Neuwieder junge Talent der 23 jährige, Tim Ronge und an Brett 8 Fidemeister (FM) Dieter Puth. Beide Partien verliefen lange Zeit ausgeglichen, gegen Ende des Mittelspiels, versuchte Tim auf Sieg zu spielen und wurde hierfür von seiner Gegnerin, der weiblichen internationalen Meisterin (WIM) Inna Agrest, bestraft, und verlor schlussendlich. Dieter Puth erging es nicht besser, er verlor durch einen Berechnungsfehler seine ausgeglichene Stellung. Am Ende stand eine 5:3 Niederlage zu Buche und die Neuwieder mussten nun die letzte Runde gegen des Gastgeber aus Mülheim gewinnen, um sicher aufzusteigen.


Die Düsseldorfer waren zwar nun bei den Mannschaftspunkten gleichauf, doch hatten die Deichstädter immerhin noch solide 7,5 Brettpunkte Vorsprung, somit reichte ein knapper Sieg gegen die Gastgeber.

Der SC Heimbach-Weis/Neuwied trat mit gleicher Besetzung wie am Vortag an und war klarer Favorit, doch wie immer im Leben muss man diesen Vorteil im Sport erst einmal umsetzen. Lukas Winterberg und Tim Ronge steuerten mit ihrem Remis einen halben Punkt bei. Dieser halbe Punkt reichte Lukas Winterberg, um seine 3. IM Norm zu erreichen, er darf sich nun als 1. ausgebildeter Schachspieler in Heimbach-Weis Internationaler Meister nennen. 

An Brett 1 gewann GM Leon Livaic nach sehr starker Partie gegen FM van Osch und steuerte so seinen 2. vollen Punkt bei. Auch Jan Krejci konnte an Brett 5 ebenfalls souverän gewinnen. Nachdem IM S.Tica und GM T.Polak ihre Partien remisierten, hatten die Mannen aus Neuwied bereits 4 Brettpunkte. Es fehlte noch ein Remis aus noch 2 laufenden Partien um den Mannschaftssieg zu erreichen. IM T.Kraus konnte überzeugen und gewann seine Partie am Ende ungefährdet.

Dies war der entscheidende Sieg für den Mannschaftserfolg und den Aufstieg in die weltbeste Schachliga.

Der Kreis Neuwied stellt über alle Sportarten hinweg, neben der Damen-Volleyballmannschaft nun den 2. Verein in einer 1. Bundesliga. Den Verein SC Heimbach-Weis/Neuwied erwartet in der kommenden Saison 15 weitere Vereine und tourt durch ganz Deutschland, um sich mit der Weltspitze zu messen. Der Verein hofft auf große Unterstützung von Firmen aus Neuwied und dem Umland, als auch Privatpersonen, die diese tolle Sportart unterstützen können und wollen !


Der Schachclub Heimbach-Weis/Neuwied, bedankt sich bei allen Unterstützern und Förderern des Vereins, besonders den ehrenamtlich tätigen Menschen, ohne diese Unterstützung solch ein Erfolg nicht möglich ist.





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